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Herbst der Vergeltung

Kriminalroman

Ein Selbstmord auf dem Dachboden. Ein Ertrunkener im See. Ein Unfall in der U-Bahn-Station. Zumindest sieht es auf den ersten Blick so aus ... Oder haben die Opfer etwas gemeinsam? Ex-Kommissar Verner Lindgren, wegen maßloser Gewalt im Dienst vom selbigen suspendiert, ermittelt auf eigene Faust zusammen mit einer ehemaligen Kollegin in einem Vorort Stockholms. Verner Lindgren ahnt den Zusammenhang, und seine eigene Vergangenheit ist ihm Muster zur Aufklärung der Todesfälle.

Leseprobe:

Die Straße war nach dem Regen wie blank gescheuert, bläulich blank, und dann war da noch der leicht säuerliche Duft von etwas, von dem Birgitta dachte, dass sie es wiedererkannte. Sie kam nicht darauf, was es war.
Etwas Reines auf jeden Fall, etwas, das mit Spanien zu tun hatte oder vielleicht auch mit Irland. Manchmal vermischten sich die Länder in ihrer Erinnerung, nicht weil sie sich so ähnlich waren, sondern weil Birgitta in ihrer Jugend sowohl einige Monate in Malaga als auch in Dublin gelebt und einige Reisen zwischen den beiden Städten gemacht hatte.
Sie blieb stehen, als die Dufterinnerung sie erreichte. Der Duft war schwach, aber ein wenig beunruhigend, er stammte aus der Zeit, die die beste ihres Lebens gewesen war.
Sie hatte Bengt nicht davon erzählt. Er wusste nicht mehr, als dass sie zunächst als Au-pair in England gelebt hatte und dann mit ihrer dortigen Gastfamilie nach Irland gezogen war, denn die Ehefrau war Irin gewesen. Im Sommer hatte sie mit der Familie in den Urlaub nach Spanien fahren dürfen. Daran war nichts Falsches. Aber sie hatte auch einige Reisen auf eigene Faust unternommen, zu dem jungen Mann, den sie in Dublin kennen gelernt hatte. Vor langer Zeit. Der Duft führte sie in diese Zeit zurück, und für einen Augenblick befand sie sich in einer anderen Straße. Dann war sie wieder in der Klarabergsgata in Stockholm nach dem heftigen Regenschauer, einem von den zahlreichen in diesem merkwürdigen Regensommer.
Birgitta hatte auf dem Heimweg von der Arbeit Schnaps und Starkbier gekauft. Die Tüte aus dem Spirituosengeschäft lag in der Einkaufstasche zusammen mit Schweinefilet, Tomaten und Zwiebeln. Sie warf einen Blick auf die Uhr der Klarakirche, als sie zum Hauptbahnhof eilte: Viertel nach vier, sie würde den Pendelzug um fünf vor halb nach Älvsjö bekommen, dann noch schnell unterwegs Zigaretten und die Abendzeitung holen, viertel nach fünf zu Hause sein und im besten Fall kurz nach sechs das Essen fertig haben.
Bengt wollte, dass das Essen fertig war, wenn er kam. Birgitta wollte ihn nicht enttäuschen.
Er kam von einer mehrtägigen Arbeit in Hallstavik zurück, er war länger dort geblieben und hatte Überstunden gemacht bei irgendetwas, das in einer Papierfabrik dort ausgebessert werden musste, irgendetwas Elektrischem. Er würde sicherlich müde sein, er würde Essen haben wollen und einige Schnäpse und Biere nach all der Arbeit. Birgitta hoffte, dass es gut für ihn gelaufen war und dass er alles geschafft hatte. Das hoffte sie wirklich.
Als sie auf dem Bahnsteig stand, roch sie wieder diesen säuerlichen Geruch. Aber jetzt gab es nichts in der Nähe, das den Ursprung des Geruchs erklären konnte. Sie begriff, dass er aus Irland war, es waren die Bäume, wenn es geregnet hatte, der Dampf von der feuchten Erde. Im Juli, so wie jetzt. Obwohl jetzt nichts so sein konnte, wie es damals war.
Birgitta wusste, dass der Duft eine Erinnerung war, und ihr fehlten die Worte, vielleicht nicht für das Erlebte, aber für den Duft.



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978-3-938568-88-0, Broschur, 413 Seiten, auch als E-Book in allen gängigen Formaten erhältlich für 5,99 EUR!