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Jost Baum

Jost Baum, Jahrgang 1954, verbrachte einen Teil seines Studiums in Frankreich und auch nach seinem Studium folgten weitere Auslandsaufenthalte. Neben seinen Tätigkeiten als Lektor in einem Schulbuchverlag und Lehrer in der Erwachsenenbildung verfasste er mehrere Krimis für den Klein & Blechinger Verlag. Seit er zweifacher Vater ist, schreibt er auch Kinderkrimis. »Die Feriendetektive« ist u. a. in chinesischer Sprache erschienen.

 
Interview mit Jost Baum

Des Todes langer Schatten
1. Was war die Inspiration für das Buch und wie lief Ihre Recherche ab – waren Sie vor Ort, gab es Gespräche mit Historikern oder sogar Zeitzeugen?

Mein Vater war während des Zweiten Weltkrieges Bordschütze in einer HE 111 und hat uns Kindern davon auf Nachfragen erzählt. Er hat mir erst kurz vor seinem Tod ein kleines Dokument hinterlassen, in dem er seine Erlebnisse im Russlandfeldzug niedergeschrieben hat. Es muss furchtbar gewesen sein, viele seiner Kameraden sind abgeschossen worden. Für mich war das Anlass genug, näher nachzuforschen. Mit Hanna Reitsch habe ich mich im Rahmen eines Rundfunkfeatures (»Eine Raketenmaschine ist wie ein Rausch«) für den Deutschlandfunk beschäftigt. Hier gab es tatsächlich Interviews mit noch lebenden Zeitzeugen.

2. Sind Sie selbst schon einmal in einem Segelflieger (mit-)geflogen?
Als Kind habe ich eine Ausbildung zum Segelflieger begonnen, musste diese aber leider abbrechen, weil ich mehrfach beim Sehtest durchgefallen bin. Sprich, meine Augen sind zum Fliegen zu schlecht …

Eddie-Jablonski-Krimis
1. Die drei Jablonski-Krimis stammen alle aus den 90er Jahren; war die Geschichte des Lokalreporters für Sie abgeschlossen, oder wird es eventuell noch eine Fortsetzung geben?
2. Der Alkoholkonsum Jablonskis ist sehr hoch, damit entspricht er auch dem zumindest damals gängigem Klischee vom Reporter, der immer einen Flachmann in der Schublade liegen hat(te). Wollten Sie das Bild möglichst realistisch rüberbringen oder deutlich überzeichnen?

Für Eddie Jablonski gab es ein lebendes Vorbild. Der Mann ist aber inzwischen seinem Alkoholkonsum erlegen. Zuletzt wurde er im Delirium auf einem Friedhof im Ruhrgebiet anzutreffen, auf dem der lauthals die Marseillaise gesungen hat. Er litt an Kehlkopfkrebs, die Folge von 50 Gauloise täglich. Eddi ist somit tot, eine Trilogie, die tatsächlich so endet, wie es so, oder so ähnlich im realen Leben stattgefunden hat. Die Reihe stand einmal für den Hessischen Rundfunk als Vorlage für eine Krimireihe zur Debatte. Nach längerer Überlegung wurde die Reihe aber nicht gestartet, weil man mich als Autor für einen Alkoholiker hielt. Es muss also ziemlich echt gewesen sein, was ich da geschrieben habe. Ich habe während der fünf Jahre, in der ich an der Trilogie geschrieben habe, mit Eddie gelebt (nebst einiger Vollräusche) Eine intensive Zeit, die ich so allerdings nicht noch einmal erleben möchte. Deshalb, sorry, keine Jablonskis mehr. »Schrebergartenblues«, der zweite Jablonski, ist übrigens in veränderter (abgeschwächter) Form als Hörspiel beim WDR erschienen, unter dem Titel »Keine Chance für Rudi«.

3. Jablonski übt eine gewisse Anziehungskraft auf die Damenwelt aus. Was ist es, das ihn für den Panther, Hatice, Carla, Milena und nicht zuletzt Uschi so attraktiv macht?
Die Damen stehen deshalb auf Eddie, weil er authentisch ist, sagt was er will, auf seine Art anziehend und wenn er ein paar Bier intus hat auch charmant sein kann.

Allgemein
1. Hauptschauplätze Ihrer »Mord und Nachschlag«-Krimis sind einerseits die Provence, andererseits die deutsche Ostsee. Wo verbringen Sie selbst lieber Ihren Urlaub, und wo fühlen sie sich mehr zuhause?
In der Provence habe ich lange gelebt und in St. Etienne, nahe Lyon, studiert. Die Ideen für den Krimi sind dort entstanden. Es gibt auch reale Vorbilder für die einzelnen Figuren des Romans.
Ich verbringe meine Urlaube abwechselnd in Frankreich, Italien und an der deutschen Nord- und Ostseeküste. Korsika reizt mich, es könnte sein, dass Kommissar Arnoult in nächster Zeit dort mal ermittelt, ich habe auch schon eine Idee für einen möglichen Plot …
Zuhause bin ich da, wo ich meine Ruhe habe, in die Welt der Menschen die dort leben eintauchen und neue Eindrücke sammeln kann.

2. Mit welchem Ihrer Ermittler würden Sie gerne mal bei einem Bier zusammensitzen?
Mit Eddie habe ich schon genug gesoffen, Kommissar Arnoult liebt Weine. Ein gut gekühlter Weißwein oder Rosé aus Bandol könnte mich schon reizen …

Vielen Dank für das Interview.
 
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