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Mord im Hause des Herrn

Schweden-Krimi mit Rezepten

Auf der winzigen Insel Holm vor Göteborg wird ein Unbekannter ermordet aufgefunden. Das allein wäre schon ungewöhnlich genug, doch zum Entsetzen der Inselbewohner wird die Leiche im Gestühl der Kirche entdeckt; scheinbar wurde der Mann mit einem wuchtigen gläsernen Kreuz erschlagen. Doch in diesem Fall ist nichts wie es anfangs scheint, nicht einmal das Opfer selbst: es versuchte den Anschein zu erwecken, Rollstuhlfahrer zu sein, hatte aber Muskeln wie ein Bodyguard, die Haarfarbe war auch nicht echt und selbst die Identität nur ausgeliehen. Warum sollte jemand so tun, als sei er an einen Rollstuhl gefesselt? Wen hat der Fremde an diesem abgelegenen Ort getroffen? Sven Lundquists Ermittlungen reichen in die Vergangenheit zurück, in eine Zeit, an die sich auf Holm niemand gerne erinnern mag. Als plötzlich weitere Morde geschehen, gerät Lundquist in einen Strudel aus Verschleierung, Gewalt und Manipulation.


Leseprobe:

»Ah – die beiden Ermittler!«, begrüßte sie Ortspolizist Einar Dahl und drückte ihnen kraftvoll die Hände.
Der wohlgenährte Mann in den besten Jahren schwitzte stark und versuchte gar nicht erst seine Erleichterung darüber zu verbergen, diesen seltsamen Fall in die Verantwortung anderer abgeben zu können.
Nach einem Blick in das Innere der Kirche konnte Sven Lundquist den Kollegen gut verstehen. Das innen und außen weiß getünchte Gotteshaus, zu dem man sie gerufen hatte, war eine imposante Wehrkirche. Sie glich mehr einer Ritterburg als einer Stätte der inneren Einkehr. Der überdimensionierte viereckige Turm, dessen schmale Fensteröffnungen unwillkürlich die Assoziation von Schießscharten aufdrängten, war mit eindrucksvollen Zinnen bewehrt. Das Kirchengebäude selbst war einfach und glich einer geräumigen Scheune. Das Gestühl teilte den schlichten und funktionellen Innenraum in einen Mittelgang und zwei Seitengänge, die von einzelnen Säulen in behagliche Nischen unterteilt wurden. Auf dem schmucklosen Altar aus hellem Holz standen nur ein schlichtes Kreuz und zwei Leuchter. Im Hintergrund hing ein kleines Kreuz aus tiefrotem Glas, das von innen heraus leuchtete, wenn der Pfarrer die Messe las. Links vom Altar erkannte Lundquist zwei Votivschiffe von beeindruckender Größe, die zu beiden Seiten von Gemälden flankiert wurden, deren Motive im Halbdunkel nur zu erahnen waren.
Die beschaulich-friedliche Atmosphäre des Gotteshauses war zweifellos empfindlich gestört. Auf einer der steinernen Stufen, die zum Altar führten, kauerte eine kräftige, weißhaarige Frau, die unentwegt laut schniefend »Oh Gott, oh Gott, oh Gott!« murmelte.
Eine deutlich jüngere Frau mit mütterlicher Statur hockte daneben und versuchte die alte Dame zu beruhigen, strich ihr immer wieder sanft über die Schultern und redete leise auf sie ein. Allerdings schienen ihre Bemühungen erfolglos zu bleiben.
Ein gutes Stück von ihnen entfernt entdeckte Lundquist eine kleine Menschenansammlung. Als er auf gleicher Höhe mit ihnen war, sah er auch das Opfer, um das sich der Arzt und der Pfarrer bemühten.
»Tja, das ist schon gewaltiges Pech, nicht wahr?«, flüsterte Einar Dahl.
Lundquist nickte. In der Bank hatte ein wohlgenährter Herr in grauem Anzug gesessen. Ob sich nun sein auf den Boden gerichtetes Gesicht, von dem nur ein rotblonder Haarschopf zu sehen war, bereits vorher in Demut und Frömmigkeit zum Gebet gesenkt oder in Erschütterung über eigene sündige Schwächen und Laster gramgebeugt Deckung gesucht hatte, würde für immer ungeklärt bleiben müssen. Viel wahrscheinlicher aber war, dass der Mann aufrecht in der Bank saß, als ihn das schwere, riesige Glaskreuz gefällt hatte.
»Vom Kreuz erschlagen!«, flüsterte der Pfarrer fassungslos.
»Vom Kreuz erschlagen!«
»Der Mann ist jedenfalls tot. Schon länger. Da war nichts mehr zu machen«, erklärte Dr. Stevensson.


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978-3-938568-97-2, Mord und Nachschlag 7, Broschur, 411 Seiten.