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Einstürzende Gedankengänge

Eifel/Island-Krimi mit Rezepten

Kripo Trier. Hauptkommissar Dollinger hat Probleme mit seinem Kopf. Ihn plagen nicht nur starke Schmerzen, immer öfter muss er feststellen, dass sein Gedächtnis ihn im Stich lässt.
Während Dollinger hartnäckige Tagträume immer wieder nach Island zurückversetzen, wo er mit seiner Tochter alles andere als erfolgreich versuchte, den größten Gletscher zu bezwingen, kann er sich auf wichtige Details der jüngsten Vergangenheit beim besten Willen keinen Reim machen. Dafür schießen ihm jetzt neuerdings auch noch quälende Erinnerungen aus seiner Kindheit messerscharf durchs Hirn. Eigentlich hat er also reichlich mit sich selbst zu tun, als ihm der Tod eines Kindes in die Quere kommt, das eingesperrt in einen Wohnhauskeller mitten in Trier jämmerlich verhungert ist.
Als kurz darauf die Mutter des Jungen brutal ermordet aufgefunden wird und sämtliche Indizien Dollinger selber zum Verdächtigen machen, da weiß er sich keinen anderen Rat mehr, als die Polizeipsychologin aufzusuchen. Die aber kann auch nicht verhindern, dass er vom Dienst suspendiert wird. Was Dollinger jedoch keineswegs davon abbringt, auf eigene Faust weiter zu recherchieren. Schließlich will er auch den geringsten Zweifel an seiner Unschuld aus der Welt schaffen – und vor allem seine Selbstzweifel. Die Polizeipsychologin allerdings erweist sich dabei als wenig hilfreich.



Leseprobe:

Stammt das Geschrei, das dich da aus diesem schwarzen Traum reißt, von deinem verfluchten Wecker oder vom nicht weniger verfluchten Handy?
Heh Mann, du bist auf Island. Warst die ganze Nacht auf Island. Mal wieder mit dem größten Gletscher da gekämpft. Und hast nicht gesiegt. – Okay okay, du sattelst ja schon die Hühner. Knallst mit deiner frisch ausgebeulten, aber immerhin metallic-blau nachgespritzten Blechpocke durch die Schluchten der Steinwüste längs der Saarstraße. Merkwürdig, dass deine Hände das Steuer irgendwie treffsicher einschlagen, während du immer noch deinem Islandschocktraum nachsinnst und deine Augen bloß diese verdammt hohe, verdammt harte, kalte Eiswand im Visier haben. Im Visier haben wollen.
Wer, verflucht, besitzt die Frechheit, an den Marionettenfäden zu ziehen, die an deinen Kopf und die Schultern geknotet sind? Du kannst machen, was du willst, du funktionierst einfach. Wer weiß, vielleicht liegt es auch bloß daran, dass der CD-Player in deiner Karre mal wieder genau die richtige Musik zu bieten hat.
»Wir fordern etwas Abwechslung in uns’rer Umlaufbahn, endgültige Befreiung von Newtons Schwerkraftwahn, keine Gravitätlichkeiten, fliegen fällt sonst schwer«, singruft Blixa Bargeld zu Schrottschlagwerk und mit dem Bogen gequälter E-Gitarre, bevor der Punkchor loslegt, »nur was nicht ist, ist möglich.«
Okay okay: Röntgenstraße. Röntgen Ecke Goethe. Bin schon unterwegs.
»Hier, Sheriff, kommen Sie hier durch«, natürlich die blecherne Stimme der Mahnemannschen, »hier hinten!«
»Wie kommt das eigentlich, verdammt und zugenäht, dass Sie grundsätzlich vor mir an Ort und Stelle sind? Aber auch jedes Mal!«, rufst du ihr vorsorglich schon mal zu, während du dich durch das emsige Kellertreiben der Kollegen nach vorne durchruderst.
Unversehens stehst du in einem hell erleuchteten Kellerraum. Du hältst die Hand vor die Augen, um das gleißende Scheinwerferlicht wenigstens ein bisschen abzumildern. Das erste, was du siehst, als du wieder was siehst, ist: das Kind. Spätestens jetzt ist Island restlos verschwunden, der Traum zu Ende.
Du musst, musst einfach woanders hinsehn. Tust so, als würdest du dich rasend für die Arbeit der Spurensicherung interessieren, der Kamera beim Blitzen zusehn, den Schritten beim Durcheinanderrennen zuhören. Du willst alles, nur jetzt nicht kotzen müssen! Das nicht, nicht das. Jetzt. Vor der Mahnemannschen und der versammelten Mannschaft. Also redest du, redest auf Deibel komm raus.
»Scheiße«, sagst du und weißt, wie recht, wie verflucht recht du hast. »Ich war ja auf allerhand gefasst, aber das...!«
Muss man mal vor seinem inneren Auge durchspielen: Da stehst du also im Keller eines ganz gewöhnlichen Mietshauses. Offenbar wenig frequentiert. Seit keine Kohlen und Kartoffeln mehr eingelagert werden, geht man eh nur noch einmal im Vierteljahr runter. Ziemlich verwaist, der ganze Keller. Trotzdem alles akkurat und ordentlich, die Türen brav in Reih und Glied, die Flurwände in makellosem, wenn auch schon etwas vergilbtem ... Nur der Putzdienst, der scheint seit Monaten nicht mehr ... obwohl einer der Mieter mit beamtischer Akribie einen Plan fabriziert und an die Kellerflurtür ... Dran angebunden ein speerspitzer Bleistift. Auf dem Putzplan erkennst du zwar ein paar Häkchen und Namenskürzel, aber das letzte Mal scheint da vor mehreren hundert Jahren einer was eingetragen zu haben. Wahrscheinlich ist der Putzkalenderbeamte längst ... Und du findest dich also am Ende des Flurs in diesem Keller hier wieder.


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978-3-941895-03-4, Mord und Nachschlag 8, Broschur, 285 Seiten, auch als E-Book in allen gängigen Formaten erhältlich für 5,99 EUR!