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Hausgemeinschaft mit dem Tod

Schweden-Krimi mit Rezepten

Als die 12-jährige Simone nahe ihrer Wohnsiedlung ermordet aufgefunden wird, haben die Nachbarn schnell einen Schuldigen ausgemacht: den 14-jährigen behinderten Ulv, der mit seiner alleinerziehenden Mutter ebenfalls in der Plattenbausiedlung lebt und mit der Toten locker befreundet war. Ins Visier der Ermittler um Kommissar Lundquist gerät auch Simones Vater, dem nach der Trennung von ihrer Mutter offenbar die väterlichen Verpflichtungen allzu lästig geworden sind. Dann wird eine zweite Mädchenleiche entdeckt. Kommt Simones Vater auch für diesen Mord als Täter in Betracht – oder hat die Polizei es mit einem Trittbrettfahrer zu tun, der ihm den zweiten Mord mit anhängen möchte? Als trotz aller Sicherheitsvorkehrungen der besorgten Eltern im Carré das dritte Kind verschwindet, eskaliert die Situation, denn die Mieter des Viertels sind von der Schuld Ulvs fest überzeugt. Und plötzlich ist der Junge selbst unauffindbar.
Ist er aus Angst vor Entdeckung untergetaucht, wurde er ebenfalls Opfer des unbekannten Mörders – oder muss Lundquist nun auch noch einen Racheengel unter den Bewohnern des Viertels suchen?
Sicher ist nur: Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit …



Leseprobe:

Sven Lundquist schlief unruhig. Drehte sich von einer auf die andere Seite, stöhnte leise. Er hatte eindeutig einen schwerwiegenden Fehler gemacht, seine beiden Frauen gegen sich aufgebracht. Das war nicht zu leugnen.
Vorsichtig öffnete er das linke Auge und warf einen forschenden Blick zu Magda hinüber.
Sie schien zu schlafen. Doch das konnte täuschen, mochte einer dieser weiblichen Tricks sein, die sie gut beherrschte und von denen er nur wenig Ahnung hatte. Er war jedenfalls nicht sicher, ob er den gleichmäßigen Atemzügen trauen durfte.
Und das ganze Theater und Gezeter wegen eines stinkenden kleinen Hundes in einem verdreckten Korb an der Hand eines schmuddeligen jungen Mannes mit Dreadlocks!
»Ach, ist der aber süß!«, hatte Lisa gerufen und sich zu dem winzigen Flohtaxi hinuntergebeugt. Ehe er es noch verhindern konnte, kosten alle ihre zehn Finger durch das Fell des Zwerges mit den großen dunklen Augen.
»Ja, der ist wirklich niedlich«, bestätigte auch Magda und sah den Kleinen … nein, himmelte den Kleinen an.
»Ein Hund! Der muss bei jedem Wetter ausgeführt werden. Bei Wind und Regen, selbst im tiefsten Schnee!«, warnte der Vater.
»Aber das ist doch gar kein Problem«, hatte Lisa behauptet.
»Ach, da staune ich aber! Noch sind Ferien. Aber irgendwann musst du wieder zur Schule gehen! Außerdem lockt der eigene Hund immer auch fremde an.«
»Aber nur die netten«, hatte sich an dieser Stelle das langhaarige Herrchen schmunzelnd eingemischt.
Sven Lundquist ächzte und schlug beide Augen auf. Magda atmete noch immer ruhig und gleichmäßig. Ihr Gesicht von ihm abgewandt. Und so würde es auch bleiben – es sei denn, er fand den jungen Mann und kaufte ihm den haarigen Winzling mit dem verlorenen Blick ab, der dann wahrscheinlich stetig bis zur Größe einer dänischen Dogge heranwachsen würde. Liebe auf den ersten Blick. Da konnten auch die besten Argumente eines Vaters und Ehegatten nichts ausrichten.
Er seufzte erneut.
Seit wann galt »niedlich« als Kriterium für die Auswahl eines neuen Familienmitglieds? Magda hatte ihn, den Witwer mit Kind, doch auch geheiratet, ohne dass auf ihn diese Bezeichnung gepasst hätte! Niedlich, pah!
Dabei war es bis zu jenem Augenblick ein schöner und entspannter Familiennachmittag gewesen.
Lisa hatte sich einen Ausflug zum Kanaltorget gewünscht. Dort stand eine der jüngsten Attraktionen Göteborgs, das Göteborgshjulet. In 42 Glasgondeln hievte das Riesenrad bis zu 336 Gäste 60 Meter hoch über die Stadt. Ein atemberaubender Ausblick bot sich von dort. Lisa war ganz aufgeregt gewesen, ihre Augen hatten geleuchtet, ihre Wangen geglüht.
Doch von einer Sekunde auf die andere war es mit der gelösten Stimmung vorbei – genau in dem Moment, als sie den »Hundemann« hinter sich ließen.
Das Handy unter seinem Kopfkissen vibrierte. Rasch zog er es hervor und floh auf den Flur hinaus.
»Ja, Sven Lundquist!«
»Torre Samuelsson. Wir haben die Leiche eines Kindes gefunden. Simone Paulsson. Zwölf Jahre alt. Die Mutter hatte sie am frühen Abend vermisst gemeldet.«
»Wo?«
»Einkaufszentrum in Eriksberg, in der Nähe des Carolinen-Carrés. Der Kerl hat sie in einen Einkaufswagen gelegt, wie ein Stück Käse!«, schnaubte der Kollege zornig.
Schnell schlüpfte der Hauptkommissar in seine Hose, ein Hemd und einen warmen Pullover.
»Lars? Wir müssen los. Leiche eines 12-jährigen Mädchens!«
Am anderen Ende der Leitung war lautes Stöhnen zu hören.
»Mehr weiß ich auch noch nicht. Aber sie war als vermisst gelistet – einen Namen gibt es also schon. Simone Paulsson.«
»Okay. Ich bin gleich bei dir.«


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978-3-946938-26-2, Mord und Nachschlag 11, 337 Seiten, 2. Auflage, Broschur.