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Corinna Stegemann

Corinna Stegemann, geboren 1966, studierte Germanistik, Geschichte und Politik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Neben dem Studium jobbte sie in verschiedenen Bereichen am Wolfgang Borchert Theater und war Mitarbeiterin des legendären Fanzines Luke & Trooke. Seit 2000 ist sie Redakteurin der Humor- und Satireseite der taz, »Die Wahrheit«.


Interview zu »Das Wetter ist doch das Letzte!«

1. Als ehemalige Münsteranerin stammst Du ja aus dem Dunstkreis des legendären »Luke & Trooke«-Fanzines, das Mitte der 90er Jahre erschien, mit Humoristen wie Holm Friebe, Mark-Stefan Tietze und Stephan Rürup. War das ein verschworener Haufen oder hat da jeder so für sich geschrieben und das vereinte sich dann nur im Heft?

Luke & Trooke war eine Art Geheimbund mit seltsamen Ritualen. Man traf sich des Abends in verrauchten Räumlichkeiten, schüttete hektoliterweise berauschende Substanzen in sich hinein und atmete auch zuweilen giftige Dämpfe ein. Dann wurde in der Regel die Weltherrschaft angestrebt und ein neues Heft in Angriff genommen.

2. Hast Du schon vor „Luke & Trooke“ geschrieben?

Ja, habe ich! Hauptsächlich kurze und lange Geschichten, die man in den Büchern der Literaturgruppe Sem;kolon finden kann. Aber viele Sachen habe ich leider nicht veröffentlicht. Und leider finde ich die auch nicht mehr. Wie z.B. meinen Münsterkrimi, in dem ich als Detektivin den Mord an einer jämmerlichen Figur namens Jörg Feger aufklären muss und dabei auf allerhand Machenschaften bekannter Münsteraner stoße. Der gammelt jetzt auf einer meiner kaputten Festplatten vor sich hin. Also der Krimi.

3. Wie bist Du dann bei der Wahrheit-Redaktion der taz gelandet?
Ich wollte unbedingt nach Berlin und kannte meinen jetztigen Kollegen schon flüchtig. Der war zufälligerweise gerade dabei, eine weitere halbe Stelle für die Wahrheit durchzuboxen. Und die bekam ich.

4. Für welche Rubriken der Wahrheit-Seite bist Du zuständig?
Wir teilen uns eigentlich alle Rubriken. Das sind drei Meldungen, die verarbeitet werden müssen, unter anderem die »Gurke des Tages«. Wir schreiben auch beide größere eigene Texte und Kolumnen. Aber den Wetterkasten befülle zu 95,73 % ich.

5. Wann und wie wurde die Rubrik der Wetter-Geschichten erfunden?
Der tägliche Wetterkasten auf der Wahrheit-Seite der taz diente ursprünglich dazu, den Lesern die tatsächlichen Wetterinformationen zu liefern. Das wurde den damaligen Redakteuren aber bald zu langweilig, so dass sie die Informationen in immer absurdere Formulierungen verpackten. Das ging so weit, dass die Wetter-Informationen bald mehr und mehr wegfielen und der Wetterkasten sich zu dem Format entwickelte, das er heute ist: Er beherbergt täglich eine kleine, absurde oder witzige Kurzgeschichte. Die Texte sind oft skurril oder haben unerwartete Pointen, mit denen die Leser überrascht werden sollen.

6. Woher nimmst du die Inspiration für die Wetter-Texte?
Ich weiß nicht. Meistens fange ich einfach an, denn der Kasten muss ja gefüllt werden. Oft schreibt es sich dann von ganz allein, als würde eine fremde Macht mich steuern. Es ist manchmal regelrecht unheimlich.

7. Sind Dir bestimmte Figuren aus den Wetter-Geschichten über die Jahre besonders ans Herz gewachsen? Und tauchen die dann eventuell nach einer gewissen Zeit wieder auf?

Meine besonderen Lieblinge waren die Abenteurer Baxter und Scott Columbus. Die tauchten immer wieder mal auf. Aber die habe ich leider aus Trauer sterben lassen, als mein Lieblingsschlagzeuger der Band Manowar, der auch Scott Columbus hieß, gestorben ist. Und ich mag den Superschurken Dr. Kabul der in seinem geheimen, unterirdischen Kontrollzentrum ein internationales kriminelles Netzwerk kontrolliert und steuert, aber nicht in der Lage ist, eine Colaflasche zu öffnen, ohne den ganzen Schreibtisch vollzuspritzen.

8. Entstehen die Texte im Voraus oder stehen Sie in Zusammenhang mit dem Tagesgeschehen?
Die Texte entstehen immer morgens am Arbeitsplatz aber haben mit dem aktuellen Geschehen nie etwas zu tun.

9. Was machst Du eigentlich, wenn Dir einfach nichts einfallen will? Die Wahrheit-Seite muss ja schließlich jeden Tag (6x in der Woche) befüllt werden.
Das ist noch nie vorgekommen.

Vielen Dank für das Interview.
 
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